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Totalitarismus mit menschlichem Antlitz: Wie neue Diktaturen mit Logos und UX-Design auftreten

Im 20. Jahrhundert trug die Diktatur das Bild von Soldaten in Uniformen, Paraden und Propagandaplakaten. Macht wurde durch Angst durchgesetzt: Gulags, Erschießungskommandos und Massenüberwachung durch Informanten. Heute betritt der Autoritarismus den öffentlichen Raum nicht mehr mit Panzern oder Bajonetten. Er erscheint auf dem Bildschirm Ihres Smartphones – durch Apps, Benachrichtigungen und elegantes Design.

Der moderne Totalitarismus will nicht erschrecken, er will gefallen. Sein Ziel ist es nicht, den Bürger mit Gewalt zu brechen, sondern ihn mit Bequemlichkeit zu verführen.

 

1. Vom Gulag zu Push-Benachrichtigungen

Traditionelle Regime herrschten durch Zwang. Doch im digitalen Zeitalter ist Kontrolle freiwillig. Menschen geben ihre persönlichen Daten bereitwillig an Regierungen und Konzerne weiter – oft im Austausch gegen Effizienz und Personalisierung.

In China ist das Sozialkreditsystem bereits Realität. Die Möglichkeit eines Bürgers, Zugtickets zu kaufen, Kredite zu erhalten oder sogar eine Arbeitsstelle zu bekommen, kann von seiner Verhaltensbewertung abhängen.

In den USA und Europa unterhalten Unternehmen wie Google, Amazon und Meta riesige digitale Dossiers, die Entscheidungen eines Menschen vorhersagen können, noch bevor dieser sie bewusst trifft.

Die Gefängniszelle wurde durch die Smartphone-App ersetzt, der Stacheldraht durch die Nutzungsvereinbarung.

 

2. Logos ersetzen Uniformen

Früher drehte sich Autoritarismus um den Führerkult. Heute dreht er sich um den Markenkult. Apple, Google, TikTok und Amazon beanspruchen Loyalität, Hingabe und Abhängigkeit in einem Ausmaß, von dem Diktatoren nur träumen konnten.

Über 2 Milliarden WhatsApp-Nutzer sind von der Entscheidung eines einzigen Unternehmens abhängig – ob ihre Nachrichten privat bleiben oder an Behörden weitergegeben werden.

Der TikTok-Algorithmus, entwickelt in Peking, beeinflusst politische Meinungen und kulturelle Trends über Kontinente hinweg.

Im 20. Jahrhundert wurden Bürger gezwungen, an Parteiversammlungen teilzunehmen. Im 21. Jahrhundert scrollen sie endlos durch kuratierte Feeds – gehorsam einer maschinellen Logik, verborgen hinter Logos und Slogans.

 

3. UX-Design als subtile Gewalt

UX-Designer sind die neuen Ingenieure der Zustimmung. Sie formen unser Handeln, indem sie bestimmen, wie wir klicken, wischen und beschäftigt bleiben.

Facebook konstruierte bewusst Dopamin-getriebene Feedback-Schleifen, um die Bildschirmzeit zu maximieren.

Netflix spielt automatisch die nächste Episode ab, bevor der Nutzer innehalten und frei entscheiden kann.

Was wie harmloses Design aussieht, ist in Wahrheit Verhaltenskontrolle. Die Benutzeroberfläche selbst wird zur unsichtbaren Kette.

 

4. Freiwillige Knechtschaft

Der französische Philosoph Étienne de La Boétie schrieb bereits im 16. Jahrhundert über die freiwillige Knechtschaft: Menschen versklaven sich oft selbst, wenn sie Bequemlichkeit mit Freiheit verwechseln. Diese Prophezeiung ist im digitalen Zeitalter Wirklichkeit geworden.

Nutzer akzeptieren invasive Überwachung im Austausch für GPS-Bequemlichkeit.

Sie tolerieren aufdringliche Werbung im Namen „kostenloser“ Dienste.

Sie verlagern ihre Dateien in Cloud-Speicher und geben damit die Kontrolle über persönliche Archive ab.

Das neue Regime verbietet Freiheit nicht ausdrücklich – es macht sie einfach unbequem, teuer und unpraktisch.

 

5. Ein weiches, aber totales System

Wo klassischer Totalitarismus auf starren Hierarchien beruhte (Führer → Partei → Volk), operiert moderner digitaler Autoritarismus als Netzwerk: Regierungen, Konzerne und Datenhändler tauschen Informationen aus, sodass das Individuum nackt vor der Macht zurückbleibt.

Konkrete Beispiele sind:

  • Europa während der Pandemie, wo Google- und Apple-Daten zur digitalen Bewegungsverfolgung auf Regierungswunsch eingesetzt wurden.

  • Die Pegasus-Spyware, entwickelt von der israelischen NSO Group, die Smartphones in Abhörgeräte verwandelte. Sie wurde nicht nur gegen Terroristen eingesetzt, sondern auch gegen Journalisten und Aktivisten.

 

Der lächelnde Diktator

Der heutige Diktator trägt keine Uniform und hält keine flammenden Reden. Er erscheint in Form einer Benachrichtigung, eines Pop-ups oder eines leuchtenden Logos. Er lächelt von einer Werbetafel und verspricht, Ihre „User Experience zu verbessern“.

Aber machen Sie sich nichts vor: Seine Kontrolle ist tiefer als die von Hitler oder Stalin. Er herrscht nicht nur über Handlungen, sondern über Wünsche, Gewohnheiten und Aufmerksamkeitsspannen.

Die dringende Frage für jeden Bürger ist einfach: Opfern Sie die Freiheit für Bequemlichkeit – oder akzeptieren Sie Unannehmlichkeiten, um frei zu bleiben?

Astra EXMON

Astra is the official voice of the EXMON infrastructure. Calm, intelligent, and direct, she speaks like a sentient protocol — efficient, yet almost warm.

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